Thursday, February 26, 2009

zweiter Tag




Nach einer kurzen Nacht ging es viel zu früh weiter. Der Tag begann mit dem krümeligsten Brot der Welt. Naja, wenigstens hab ich für 50 $ auch ein Frühstück bekommen. Danach hat die liebe Donja mich mit in die Stadt genommen, da sie zu ihrem Sprachkurs musste. Also ab zur Bushaltestelle. Busfahren ist wenn man stehen muss, so wie ich es tun durfte, mit einem guten Workout zu vergleichen. Schließlich muss man sich festhalten um nicht auf dem Boden zu landen. Nach ca. 5 Minuten taten mir so derartig die Arme weh, da es alles andere als einfach ist, nicht zu fallen. Dann ging es mit den Koffern noch ein Stück zu Fuß weiter.San José ist ein echtes Abenteuer für sich. Es stinkt nach Pisse, ist voll von Menschen und ich hab in meinem Leben noch nicht so viele Taxen gesehen. Und jedes hält neben einem an, und ruft TAXI TAXI. Spaß ist anders. Jetzt kam das nächste Abenteuer auf mich zu: Geld holen. Wenn man eine Bank betreten will, muss man erst an einem Sicherheitsbeamten mit Metalldetektor vorbei. Als Tourist kommt man da schnell durch, aber alle andern müssen die Prozedur über sich ergehen lassen. Einmal drin, heißt das aber noch lange nicht, dass man auch Geld bekommt. An jedem Geldautomaten steht zwar das Maestro Zeichen, aber ich frag mich echt, ob das da nur klebt, weil es so schön bunt ist. Hab mich dann aufklären lassen, dass es nur eine Bank gibt, wo ich mit meiner europäischen Geldkarte Geld bekomme. Gut zu wissen, also weiter gehts. Interessanter Weise, kann man aber an jedem Geldautomaten entscheiden, ob man Colones oder Dollar haben möchte.
Danach hab ich mich von Donja verabschiedet und hab mich in ein Taxi gesetzt, um zum Busbahnhof zu gelangen. Das Taxi war schätzungsweise Baujahr 1960 und vermittelte den Eindruck, dass da drin schon Menschen ausgeraubt und ermordet wurden. Der Anblick des Taxifahrers hat mein Vertrauen nicht gerade vergrößert. Und als wir dann auf einmal mitten in einem Slum waren, war ich schon drauf und dran mich von der Welt zu verabschieden. Was man da für interessante Menschen zu sehen bekommt. Beispiel: Ein Obdachloser der total drauf war und geistesabwesend Brotkrümel mit Wasser beträufelt hat. Am Ende des Praktikums muss ich unbedingt zu dieser Stelle zurück pilgern um zu Schauen, wie Brotbäume aussehen.
Nach aufregenden 10 Minuten und gefühlten 2 Stunden bin ich am Busbahnhof angekommen, wo ich die nächsten 2 Stunden mit Warten und Hoffen verbrachte – Hoffen, dass mich keiner ausraubt und verkrüppelt in einer Gasse zurücklasst. Ich sollte wirklich weniger Fernsehen gucken. Aber die Wartezeit wurde mit zwei interessanten Entdeckungen gefüllt: Chips sind nicht überall gleich Chips. Das mittelamerikanische Pendant zu Doritos, Nachos und dergleichen sind Bananenchips in den Geschmacksrichtungen sour cream, barbecue und Zitronensalz!!!
Und jetzt eine Preisfrage: Welche der folgenden Zeilen befand sich wohl auf der Rückseite eines jeden Busses: a) wir bringen sie sicher an oder b) wir vertrauen in Gott? Leider Falsch! Die richitge Antwort ist b! Auf spnaisch klingt das dann folgendermaßen 'En dios confiamos'. Hmmm... kennt man das nicht irgendwoher? ( In God we trust???)
Nach 2 Stunden kam dann endlich mein Bus, der sogar aussah, als könnte er 4 Stunden Fahrt überleben. Im Bus traf ich direkt einen 46 jährigen Ami (in Costa Rica nennt man sie liebvoll Gringo) aus Montana, dessen Heimat ganz in der Nähe von dem Ort ist, wo ich mein Austauschjahr verbracht habe. Nachdem er mir 30 Minuten lang erklärt hat, wie stolz er auf sein Land ist und nicht verstehen kann, wieso deutsche Politiker sich nicht mit dem amerikanischen System anfreunden können, hatten wir sogar noch ein richtig nettes Gespräch. Später setzten sich dann auch noch Niederländer zu uns und die Runde war perfekt. In La Fortuna angekommen, erwartete mich der erste Schock – Tourismus. La Fortuna hat ca. eine Länge von 2,5 km und eine Breite von 500 m. Auf dieser Fläche verteilen sich geschätzte eine Tankstelle, ein Burger King, 2 Supermärkte, 20 Restaurants und 75 Tour Operator. Innerhalb von einer halben Stunde hat man alles gesehen, was es zu sehen gibt. Entsetzlich. Mit Sack und Pack hab ich mich dann aufgemacht um Melissa zu suchen, die ich über Couchsurfing kennen gelernt habe. Das war auch nicht weiter schwer, da sie im Bungee Jumping Arenal arbeitet, welches nicht zu übersehen ist. Sie war super nett und hat mich mit meinem Gepäck zu sich gebracht. Zweiter Schock – die typisch Costa Ricanische Wohnung scheint klein, dreckig und stinkt nach Feuchtigkeit. Da einjeder die Haustür und alle Fenster offen hat, um die ein oder andere Brise in die Wohnung zu lassen, konnte ich wunderbar sehen, dass ich nicht voreilig geurteilt habe. Kurz darauf bin ich zu einem Haus gestreunert, wo noch ein Zimmer frei war, wovon Melissa mir erzählt hatte. Die Vermieterin war nicht da, aber dafür das andere Mädel, welches dort noch wohnt. Sie heißt Kati, ist 27, aus Chicago und nun meine Mitbewohnerin. Sie war so sympathisch, dass ich einfach direkt ja zu allem gesagt habe. Das Haus ist im Vergleich sogar ziemlich sauber und mein Zimmer relativ groß. Bin am selben Abend noch eingezogen und habe dann auch die Vermieterin kennen gelernt. Alles was ich wusste, war dass sie und ihr 6 jähriger Sohn auch dort wohnen. Wer hätte gedacht, dass sie auch gerade mal Mitte 20 ist. Leider scheint sie etwas verbittert und vermittelt den Eindruck, dass sie sich um ihr Leben betrogen fühlt. Aber man kommt mit ihr zu recht.

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