Heute ging es also wirklich los. Wo sind die zwei Wochen hin? Bin ich nicht eben erst in Berlin angekommen?
Viel zu spät ging es morgens Richtung Tegel los und der Berufsverkehr hat nicht gerade geholfen. Abgehetzt wurde der Flugschalter dann auch direkt hinter mir zu gemacht. Glück gehabt. Bis zu dem Punkt, wo die nette Dame meinen Pass einließt und mich nach meinem Visum fragt. WIE BITTE? Naja, wenn sie meinen Pass einließt, bekommt sie die Info, dass ich nur mit Visum ausreisen darf. Es wird ein weiterer Mitarbeiter gerufen, der dann eben telefonieren geht und mich informiert, dass sie mich ausreisen lassen, aber ich davon ausgehen kann, dass man mich nicht in Costa Rica einreisen lässt. WOW, jetzt fühle ich mich gut. Dieses Gefühl begleitet mich also die nächsten 24 Stunden.
Nach einem 9 sündigen Flug, welcher sehr unterhaltsam war, da wir ein pausenlos schreiendes Kind an Bord hatten und Leute wirklich anfingen Kissen nach der armen Mutter zu werfen, betrete ich heiligen Boden. Von Ehrfurcht erfüllt, stehe ich 45 min in einer Schlange, um einem netten Beamten Unmengen an Fragen zu beantworten, Fingerabdrücke nehmen zu lassen und auch noch ein Passbild für die Nachwelt zu hinterlassen. Hier kommt mein Lieblingsgespräch des Tages: What is the purpose of your stay in the United States? ...I am in transit to Costa Rica....Aha, what are you doing in Costa Rica?...I am doing an internship. Mit schläfrigem Blick und gelangweilter Stimmer erreichten mich dann folgende Worte: That is very brave of you! Next please
Nach 4 h Wartezeit ging es in den nächsten Flieger, in welchem ich links und rechts von mir mit-sechziger Briten sitzen hatte, die nach Costa Rica flogen um sich Vögel anzuschauen. Sie waren die kompletten 5 h damit beschäftigt, manisch durch Vogelbücher zu blättern. Letztes Jahr waren die übrigens in Kasachstan um sich die Artenvielfalt an Vögeln anzuschauen. Allerdings waren die beiden sehr nett und nachdem man mir sagte, dass es an Bord kein vegetarisches Essen gibt, haben sie mich mit Keksen gefüttert. Man erklärte mir übrigens, dass man kein vegetarisches Essen stellen müsse,, schließlich wäre das Essen ein Geschenk der Fluggesellschaft, für welches die Gäste nicht zahlen. Achso, sorry, würde sich dann bitte derjenige melden, dem ich die 800 Euro überwiesen habe!
An dieser Stelle muss ich noch ein Zitat einfügen, welches aus dem Mund einer der Britinnen stammt: So you are on your way home? ...Ähhm no, I am German. ...Ohhh, I would have never thought that you are German, because your English is good. Das musste ich hier einfach noch unterbringen.
Nach Costa Rica hat mich der Flieger trotzdem gebracht , wo ich nochmal 45 min warten durfte, um zu erfahren, ob ich mich gleich wieder auf den Heimweg machen darf. Die Dame am Schalter las meinen Pass ein und wünschte mir einen schönen Aufenthalt. Was zur Hölle war das Problem in Deutschland???
2 min später erwartete mich die erste echte Costa Ricanische Erfahrung. Als ich aus dem Flughafen heraustrat, war ich von 50 Taxifahrern umgeben, die alle gleichzeitig TAXI TAXI schrien. Zwischendurch hat auch mal vereinzelt jemand den Namen irgendeines Hotels gerufen. Glücklicherweise stand da irgendwo in der Menge auch die Donja. Was hätte ich bloß ohne sie getan. 15 Minuten später waren wir bei Donja. Das, was ich da so auf der Fahrt gesehen habe, war eher erschreckend. San José scheint ein riesengroßes Slum zu sein. Überall gibt es Obdachlose und Opfer. Donja erzählte dann auch noch passender Weise, wie gefährlich das Leben hier ist und das man nachts besser nicht allein draußen ist. Außerdem gehe es hier nur ums Geld. Ja, genau das bestätigte sich dann eine halbe Stunde später. Donja erwähnte bereits, dass ihre Gasteltern Geld dafür wollen, dass ich dort eine Nacht verbringe. Nagut, frage ich also, an was sie da so gedacht haben, völlig unvorbereitet, auf das, was dann kam. → 50 $. Ungläubig frage ich noch 3 mal nach, in der Hoffnung, dass die Zahl die sich in meinem Kopf bildete, Folge eines vorübergehenden Defektes meines Gehörs war. Leider hat das nichts geändert. Hab auch anklingen lassen, dass mich diese Zahl nicht gerade glücklich macht, woraufhin mir dann erklärt wurde, dass ein Taxi mich auch 30 $ gekostet hätte und ein Hotel auch 20 $. Auf einen Diskussionsversuch ging sie nicht ein, also blieb mir nichts anderes übrig, als zu fragen, wie viel denn 50 $ in Colones sind (der einheimischen Währung). Die Antwort war ungefähr wie folgt: Wir wollen keine Colones, wir wollen Dollar. Ich muss sagen, dass nach der ganzen spanischen Freundlichkeit, die mir bis jetzt zu gute kam, der erste Eindruck der Costa Ricanischen Mentalität die Socken ausgezogen hat. Und vor dem Schlafengehen hat sich dann auch der Ekelfaktor mal gemeldet, als Donja mich unterrichtete, dass ich das Toilettenpapier in den Eimer neben der Toilette schmeißen muss und nicht etwa in die Toilette. Das erste mal in meinem Leben habe ich die deutsche Kanalbauweise zu schätzen gewusst.
An diesem Abend ist es mir nach einer langen Reise und vielen neuen Eindrücken gelungen, sogar mal wieder richtig früh einzuschlafen. Dazu kommt warme, drückend schwüle Luft, die einen wörtlich ins Bett drückt.
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