Thursday, February 26, 2009

Tag drei






Da ich am Vortag schon um 11 tot ins Bett gefallen bin, war ich um ungewöhnliche 8 Uhr wach. Hab erstmal das Zimmer geschrubbt, Koffer ausgepackt und das Moskitonetz montiert.

Danach gab es noch die ein oder anderen Besorgungen gemacht. Wenn man hier in einem Supermarkt steht, fühlt man sich in die 60iger zurück versetzt. Alles ist eher provisorisch und es geht echt wild her. Ich war während der Siestazeit da und wurde auf einmal von 10 Jugendlichen in Schuluniform mit Zahnbürsten in der Hand überrannt. Sie stürmten auf das Waschbecken in der Ecke des Supermarktes zu und waren noch 5 Minuten wieder draußen.


Am Nachmittag bin ich mit Kati in ein nettes Café gegangen, wo man W-Lan umsonst bekommt, Denke, dass wird mein neues Stammlokal. Danach sind wir zu Katis Freundin Kolby gegangen und haben uns ziemlich festgequatscht. Die zwei rücken mein Bild von Amerikanern momentan wieder gerade. Abends haben Kati und ich uns Take Away Food geholt und so hab ich meinen ersten Einblick in die typisch Costa Ricanische Küche bekommen. Reis mit Bohnen. Das isst man hier morgens, mittags und abends. Als ich fragte, was denn noch landestypisch sei, war die Antwort: Reis mit Bohnen in Tacoform, oder Bohnen unter den Reis gemischt.


Neben den landestypischen Speisen hab ich heute auch Bekanntschaft mit der Zeiteinteilung der Ticos (Costa Ricaner) gemacht. Hier steht man um 6 auf, frühstückt, hat zwischen um 11 und um 1 siesta und isst zu Mittag und kommt um 5 von der Arbeit. Da man den ganzen Tag bei Hitze und 100% Luftfeuchtigkeit funktionieren muss, drückt es einen spätestens um 11 ins Bett. Und das ist für mich eine ganz neue Erfahrung...man liegt und eine Sekunde später schläft man.

zweiter Tag




Nach einer kurzen Nacht ging es viel zu früh weiter. Der Tag begann mit dem krümeligsten Brot der Welt. Naja, wenigstens hab ich für 50 $ auch ein Frühstück bekommen. Danach hat die liebe Donja mich mit in die Stadt genommen, da sie zu ihrem Sprachkurs musste. Also ab zur Bushaltestelle. Busfahren ist wenn man stehen muss, so wie ich es tun durfte, mit einem guten Workout zu vergleichen. Schließlich muss man sich festhalten um nicht auf dem Boden zu landen. Nach ca. 5 Minuten taten mir so derartig die Arme weh, da es alles andere als einfach ist, nicht zu fallen. Dann ging es mit den Koffern noch ein Stück zu Fuß weiter.San José ist ein echtes Abenteuer für sich. Es stinkt nach Pisse, ist voll von Menschen und ich hab in meinem Leben noch nicht so viele Taxen gesehen. Und jedes hält neben einem an, und ruft TAXI TAXI. Spaß ist anders. Jetzt kam das nächste Abenteuer auf mich zu: Geld holen. Wenn man eine Bank betreten will, muss man erst an einem Sicherheitsbeamten mit Metalldetektor vorbei. Als Tourist kommt man da schnell durch, aber alle andern müssen die Prozedur über sich ergehen lassen. Einmal drin, heißt das aber noch lange nicht, dass man auch Geld bekommt. An jedem Geldautomaten steht zwar das Maestro Zeichen, aber ich frag mich echt, ob das da nur klebt, weil es so schön bunt ist. Hab mich dann aufklären lassen, dass es nur eine Bank gibt, wo ich mit meiner europäischen Geldkarte Geld bekomme. Gut zu wissen, also weiter gehts. Interessanter Weise, kann man aber an jedem Geldautomaten entscheiden, ob man Colones oder Dollar haben möchte.
Danach hab ich mich von Donja verabschiedet und hab mich in ein Taxi gesetzt, um zum Busbahnhof zu gelangen. Das Taxi war schätzungsweise Baujahr 1960 und vermittelte den Eindruck, dass da drin schon Menschen ausgeraubt und ermordet wurden. Der Anblick des Taxifahrers hat mein Vertrauen nicht gerade vergrößert. Und als wir dann auf einmal mitten in einem Slum waren, war ich schon drauf und dran mich von der Welt zu verabschieden. Was man da für interessante Menschen zu sehen bekommt. Beispiel: Ein Obdachloser der total drauf war und geistesabwesend Brotkrümel mit Wasser beträufelt hat. Am Ende des Praktikums muss ich unbedingt zu dieser Stelle zurück pilgern um zu Schauen, wie Brotbäume aussehen.
Nach aufregenden 10 Minuten und gefühlten 2 Stunden bin ich am Busbahnhof angekommen, wo ich die nächsten 2 Stunden mit Warten und Hoffen verbrachte – Hoffen, dass mich keiner ausraubt und verkrüppelt in einer Gasse zurücklasst. Ich sollte wirklich weniger Fernsehen gucken. Aber die Wartezeit wurde mit zwei interessanten Entdeckungen gefüllt: Chips sind nicht überall gleich Chips. Das mittelamerikanische Pendant zu Doritos, Nachos und dergleichen sind Bananenchips in den Geschmacksrichtungen sour cream, barbecue und Zitronensalz!!!
Und jetzt eine Preisfrage: Welche der folgenden Zeilen befand sich wohl auf der Rückseite eines jeden Busses: a) wir bringen sie sicher an oder b) wir vertrauen in Gott? Leider Falsch! Die richitge Antwort ist b! Auf spnaisch klingt das dann folgendermaßen 'En dios confiamos'. Hmmm... kennt man das nicht irgendwoher? ( In God we trust???)
Nach 2 Stunden kam dann endlich mein Bus, der sogar aussah, als könnte er 4 Stunden Fahrt überleben. Im Bus traf ich direkt einen 46 jährigen Ami (in Costa Rica nennt man sie liebvoll Gringo) aus Montana, dessen Heimat ganz in der Nähe von dem Ort ist, wo ich mein Austauschjahr verbracht habe. Nachdem er mir 30 Minuten lang erklärt hat, wie stolz er auf sein Land ist und nicht verstehen kann, wieso deutsche Politiker sich nicht mit dem amerikanischen System anfreunden können, hatten wir sogar noch ein richtig nettes Gespräch. Später setzten sich dann auch noch Niederländer zu uns und die Runde war perfekt. In La Fortuna angekommen, erwartete mich der erste Schock – Tourismus. La Fortuna hat ca. eine Länge von 2,5 km und eine Breite von 500 m. Auf dieser Fläche verteilen sich geschätzte eine Tankstelle, ein Burger King, 2 Supermärkte, 20 Restaurants und 75 Tour Operator. Innerhalb von einer halben Stunde hat man alles gesehen, was es zu sehen gibt. Entsetzlich. Mit Sack und Pack hab ich mich dann aufgemacht um Melissa zu suchen, die ich über Couchsurfing kennen gelernt habe. Das war auch nicht weiter schwer, da sie im Bungee Jumping Arenal arbeitet, welches nicht zu übersehen ist. Sie war super nett und hat mich mit meinem Gepäck zu sich gebracht. Zweiter Schock – die typisch Costa Ricanische Wohnung scheint klein, dreckig und stinkt nach Feuchtigkeit. Da einjeder die Haustür und alle Fenster offen hat, um die ein oder andere Brise in die Wohnung zu lassen, konnte ich wunderbar sehen, dass ich nicht voreilig geurteilt habe. Kurz darauf bin ich zu einem Haus gestreunert, wo noch ein Zimmer frei war, wovon Melissa mir erzählt hatte. Die Vermieterin war nicht da, aber dafür das andere Mädel, welches dort noch wohnt. Sie heißt Kati, ist 27, aus Chicago und nun meine Mitbewohnerin. Sie war so sympathisch, dass ich einfach direkt ja zu allem gesagt habe. Das Haus ist im Vergleich sogar ziemlich sauber und mein Zimmer relativ groß. Bin am selben Abend noch eingezogen und habe dann auch die Vermieterin kennen gelernt. Alles was ich wusste, war dass sie und ihr 6 jähriger Sohn auch dort wohnen. Wer hätte gedacht, dass sie auch gerade mal Mitte 20 ist. Leider scheint sie etwas verbittert und vermittelt den Eindruck, dass sie sich um ihr Leben betrogen fühlt. Aber man kommt mit ihr zu recht.

Ankunft




Heute ging es also wirklich los. Wo sind die zwei Wochen hin? Bin ich nicht eben erst in Berlin angekommen?


Viel zu spät ging es morgens Richtung Tegel los und der Berufsverkehr hat nicht gerade geholfen. Abgehetzt wurde der Flugschalter dann auch direkt hinter mir zu gemacht. Glück gehabt. Bis zu dem Punkt, wo die nette Dame meinen Pass einließt und mich nach meinem Visum fragt. WIE BITTE? Naja, wenn sie meinen Pass einließt, bekommt sie die Info, dass ich nur mit Visum ausreisen darf. Es wird ein weiterer Mitarbeiter gerufen, der dann eben telefonieren geht und mich informiert, dass sie mich ausreisen lassen, aber ich davon ausgehen kann, dass man mich nicht in Costa Rica einreisen lässt. WOW, jetzt fühle ich mich gut. Dieses Gefühl begleitet mich also die nächsten 24 Stunden.

Nach einem 9 sündigen Flug, welcher sehr unterhaltsam war, da wir ein pausenlos schreiendes Kind an Bord hatten und Leute wirklich anfingen Kissen nach der armen Mutter zu werfen, betrete ich heiligen Boden. Von Ehrfurcht erfüllt, stehe ich 45 min in einer Schlange, um einem netten Beamten Unmengen an Fragen zu beantworten, Fingerabdrücke nehmen zu lassen und auch noch ein Passbild für die Nachwelt zu hinterlassen. Hier kommt mein Lieblingsgespräch des Tages: What is the purpose of your stay in the United States? ...I am in transit to Costa Rica....Aha, what are you doing in Costa Rica?...I am doing an internship. Mit schläfrigem Blick und gelangweilter Stimmer erreichten mich dann folgende Worte: That is very brave of you! Next please

Nach 4 h Wartezeit ging es in den nächsten Flieger, in welchem ich links und rechts von mir mit-sechziger Briten sitzen hatte, die nach Costa Rica flogen um sich Vögel anzuschauen. Sie waren die kompletten 5 h damit beschäftigt, manisch durch Vogelbücher zu blättern. Letztes Jahr waren die übrigens in Kasachstan um sich die Artenvielfalt an Vögeln anzuschauen. Allerdings waren die beiden sehr nett und nachdem man mir sagte, dass es an Bord kein vegetarisches Essen gibt, haben sie mich mit Keksen gefüttert. Man erklärte mir übrigens, dass man kein vegetarisches Essen stellen müsse,, schließlich wäre das Essen ein Geschenk der Fluggesellschaft, für welches die Gäste nicht zahlen. Achso, sorry, würde sich dann bitte derjenige melden, dem ich die 800 Euro überwiesen habe!

An dieser Stelle muss ich noch ein Zitat einfügen, welches aus dem Mund einer der Britinnen stammt: So you are on your way home? ...Ähhm no, I am German. ...Ohhh, I would have never thought that you are German, because your English is good. Das musste ich hier einfach noch unterbringen.


Nach Costa Rica hat mich der Flieger trotzdem gebracht , wo ich nochmal 45 min warten durfte, um zu erfahren, ob ich mich gleich wieder auf den Heimweg machen darf. Die Dame am Schalter las meinen Pass ein und wünschte mir einen schönen Aufenthalt. Was zur Hölle war das Problem in Deutschland???


2 min später erwartete mich die erste echte Costa Ricanische Erfahrung. Als ich aus dem Flughafen heraustrat, war ich von 50 Taxifahrern umgeben, die alle gleichzeitig TAXI TAXI schrien. Zwischendurch hat auch mal vereinzelt jemand den Namen irgendeines Hotels gerufen. Glücklicherweise stand da irgendwo in der Menge auch die Donja. Was hätte ich bloß ohne sie getan. 15 Minuten später waren wir bei Donja. Das, was ich da so auf der Fahrt gesehen habe, war eher erschreckend. San José scheint ein riesengroßes Slum zu sein. Überall gibt es Obdachlose und Opfer. Donja erzählte dann auch noch passender Weise, wie gefährlich das Leben hier ist und das man nachts besser nicht allein draußen ist. Außerdem gehe es hier nur ums Geld. Ja, genau das bestätigte sich dann eine halbe Stunde später. Donja erwähnte bereits, dass ihre Gasteltern Geld dafür wollen, dass ich dort eine Nacht verbringe. Nagut, frage ich also, an was sie da so gedacht haben, völlig unvorbereitet, auf das, was dann kam. → 50 $. Ungläubig frage ich noch 3 mal nach, in der Hoffnung, dass die Zahl die sich in meinem Kopf bildete, Folge eines vorübergehenden Defektes meines Gehörs war. Leider hat das nichts geändert. Hab auch anklingen lassen, dass mich diese Zahl nicht gerade glücklich macht, woraufhin mir dann erklärt wurde, dass ein Taxi mich auch 30 $ gekostet hätte und ein Hotel auch 20 $. Auf einen Diskussionsversuch ging sie nicht ein, also blieb mir nichts anderes übrig, als zu fragen, wie viel denn 50 $ in Colones sind (der einheimischen Währung). Die Antwort war ungefähr wie folgt: Wir wollen keine Colones, wir wollen Dollar. Ich muss sagen, dass nach der ganzen spanischen Freundlichkeit, die mir bis jetzt zu gute kam, der erste Eindruck der Costa Ricanischen Mentalität die Socken ausgezogen hat. Und vor dem Schlafengehen hat sich dann auch der Ekelfaktor mal gemeldet, als Donja mich unterrichtete, dass ich das Toilettenpapier in den Eimer neben der Toilette schmeißen muss und nicht etwa in die Toilette. Das erste mal in meinem Leben habe ich die deutsche Kanalbauweise zu schätzen gewusst.


An diesem Abend ist es mir nach einer langen Reise und vielen neuen Eindrücken gelungen, sogar mal wieder richtig früh einzuschlafen. Dazu kommt warme, drückend schwüle Luft, die einen wörtlich ins Bett drückt.

Preamble

Ich, Jennifer, bin alles andere als ein großer Schreiber und daher ist es nicht mein Ziel, Texte zu entwerfen, die zukünftige Generationen im Leistungskurs Deutsch interpretieren. Mein einziges Ziel ist es, euch an meinen Erfahrung teilhaben zu lassen und mir die vielen Mails zu sparen.
Und wehe einer meckert über Rechtschreib- und Grammatikfehler. Hab keine Lust die ganzen Texte auf Fehler zu kontrollieren.
Hoff, dass der ein oder andere trotzdem Freude an diesem Blog findet.