Am Montag hat mich die Julia nach einem ausgiebigen WG Frühstück in die Innsbrucker Berge geführt, von wo man einen wunderschönen Blick auf die Stadt hat. Danach haben wir einen kleinen Stadtbummel gemacht, wo ich den Flüsterbogen, das goldene Dach und vielen Kutschen bestaunen durfte. Bei einem Café wurde dann ein zuerst spontan aufgetauchter Gedanke doch ernst: Jenny will endlich mal Italien kennenlernen. Da hat man es von Innsbruck nämlich überhaupt nicht weit. Los ging es also mit Zelt und Schlafsack besorgen. Ticket brauchten wir nicht, denn schießlich wollten wir Autostoppen.
Dienstag ging es dann um 14 Uhr los. Die Tankstelle von der aus es nach Italien geht war unser Startpunkt. Dort passierte dann das erste Wunder. Eigentlich funktioniert Autostoppen ja flgendermaßen: man hält den Finger raus, schreibt ein Schild, oder quatscht Autofahrer an. Während wir noch so saßen und unsere Strategie besprachen kam dann ein netter, türkischer Truckfahrer namens Ilan (aka Turan 61) zu uns und fragte uns wo wir hin wollen. Unser Ziel war Venedig, er fuhr bis Verona, wo man es nach Venedig nicht mehr weit hat. Ca 4 Stunden hatten wir an Ilan einen netten Reiseleiter, der viele Geschichten zu erzählen hatte und wohl der stolzeste Österreich-Türke ist, den die Welt je gesehen hat. In Verona hat sich das ganze dann etwas verkompliziert. Irgendwie standen wir da an einem komischen Parkplatz wo ständig Autos anhietlen, Personen ausgetauscht wurden und auch von ihren Ehefrauen rausgeworfene Italiener übernachten. Nach 4 Studen und vielen unmoralischen Angeboten, als wir zum Aufgeben bereit waren hielt dann ein kroatischer Truckfahrer, der keiner Fremdsprache Herr war und nahm uns mit. Ja, wir leben noch! Bis nach Venedig haben wir es an diesem Abend (naja, inzwischen Mitternacht) nicht geschafft, aber wir waren nur 10 km davor. Als wir orientierungslos im Halbschlaf durch einen kleinen Ort schlenderten trafen wir auf einen Koreaner, der uns fragte, ob wir wüssten, wo der Campingplatz sei. Wir hatten nicht wirklich Ahnung, aber gewiss war, dass Gott uns einen koreanischen Engel schickte, der uns zu unserem heutigen Nachtlager führen sollte. Gemeinsam haben wir dann ohne Probleme den Campingplatz gefunden, wo wir dann endlich unseren Schlaf fanden.
Der Campingplatz bot sogar einen Bustransfair nach Venedig an, sodass wir am Mittwoch gleich die Stadt der Verliebten unsicher machen konnten. Venedig kurz zusammengefasst: Touristenmengen, Wasser, Gondeln, heiß, unglaublich schön. Es sind zwar sowieso schon viel zu viele Menschen dort, aber ich sage jedem, der noch nicht da war, auf die Plätze, fertig los, schnappt euch die letzten freien Plätze. Nach einem fußintensiven Tag wollten wir dann endlich ans Meer. Am nächsten schien uns Jesolo. Von Venedig aus fuhr sogar alle Stunde ein Bus, sodass wir am abend noch ans Meer kamen. Jesolo war dann ein Schock. Wer denkt, dass Mallorca turistisch ist, kennt die italienischen Strände nicht. In Jesolo kann kein Strandabschnitt betreten werden, ohne Hotelgast zu sein. Wenn man den Strand (heimlich über einen Hoteleingang) betritt, sieht man kein Meer. Nein, man sieht ca 2000 Sonnenschirme mit Liegen. Schnell stellten wir auch fest, dass es hier natürlich keinen Campingplatz gibt. Also wieder ab zum Bus, der uns 7 km weiter an einem Campingplatz rauswarf. Beim Camping Waikiki bekommt sogar Zelten eine andere Perspektive. Als wir dachten, wir hüpfen um 22 Uhr nach lang ersehnter Ankunft am Meer, nochmal rein, standen wir vor einem abgeschlossenen Strandeingang. Also dann bis zum Moregn warten. Als um 23 Uhr dann endlich das ganztägige Unterhaltungprogramm, und somit die Beschallung des gesamten Platzes, endete, vielen wir in einen tiefen tiefen Schlaf. Am Donnerstag haben wir uns einen Strandplatz ergattern können und haben den ganzen Tag lang faul in der Sonne gegammelt. Abends haben wir uns echte italienische Pizza mit echtem deutsch Bier gegönnt bevor es wieder ins Saunazelt ging.
Freitag war der Tag der Heimreise. Nicht nur wir haben gepackt, auch unsere Zeltnachbarn mussten packen, da die sicher 30 jährigen wegen eines Laserpointers vom Direktor persönlich rausgeworfen wurden. Der Laserpointer wurde übrigens auch eingezogen. Gegen 11 Uhr ging die Reise los. Wenn wir gewusst hätten, was heute auf uns zukommt…..das wird eine lange Geschichte!
Erst stiegen wir in den Bus, um zum Zentrum von Jesolo zurück zu kommen und von dort den Bus nach Venedig zu nehmen, von wo wir dann wegstoppen wollten. Aus dem ersten Bus stiegen wir dann ganz schnell wieder aus, da man im Bus keine Ticktes kaufen konnte und wir den Tag ungern mit Strafgeld anfangen wollten. Also haben wir dann schon zum Zentrum von Jesolo Autostoppen müssen (Auto Nr 1). Dort ist uns der Bus nach Venedig vor der Nase weggefahren, sodass wir auch von dort wegstoppen mussten. Max (Maximiliano, Auto Nr 2) nahm uns dann mit und versicherte uns, dass er uns auf der Autobahn Richtung Brenner rauslässt. Das war perfekt, denn genau diese führt nach Innbruck zurück. Leider hatte Max keine Ahnung und lies uns eine Stunde später in Portogruaro raus. Wir waren verloren, denn er hat uns in eine komplett falsche Richtung gefahren und wir haben ein paar verzweifelte Stunden verbracht. Ein netter Fahrer (Auto Nr 3) brachte uns näher an die Autobahn, wo es wahrscheinlicher war doch noch nach Venedig zu kommen, was aber scheiterte. Dann sahen wir eine Raststätte an der Autobahn. Ledeglich ein Maisfeld trennte uns von dem Ziel. Nächste dumme Idee. Nicht nur endete der Weg direkt im Maisfeld, sondern hatten wir beide eine allergische Reaktion auf den Dünger oder Sonstwas. Alles juckte und Julias Augen schwollen zu. Dann kam ein kleiner Hoffnungsschimmer. Wir sahen ein Schild, welches innerhalb von einer Minute einen McDonalds versprach. Die Auschilderung führte durch ein Industriegebiet, wo wir nach einer halbstündigen Wanderung feststellten, dass es dort wohl schon eine Weile nichts mehr gibt. Ahhhhh. Der nächste Hoffnungsschimmerl war eine Tankstellte die….jawoll, geschlossen war. Dann nahm uns eine nette Dame (Auto Nr 4) mit zu einer Autobahnraststätte in Gruaro, wo man eigentlich immer besser wegkommt. Nur leider standen wir jetzt auf der falschen Seite der Autobahn. Hier ist der totale Tiefpunkt erreicht. Uns wurde klar, dass wir den Plan ändern mussten. Wir haben eine Rute über die Landstraßen gefunden, die viel lönder als die eigentliche Rute ist, aber der einzige Ausweg war. Wir haben viele Leute angequatscht und nach einer Mitfahrgelegenheit gefrag. Man soll nicht glauben wie gut man sich mit Itlalienern auf Spanisch/Englisch und Handfüßisch unterhalten kann, und schließlich nahm uns il Padrino mit (Auto Nr 5). Wenn der nicht bei der Mafia war, fress ich nen Besen. Inzwischen war es 16 Uhr und wir waren immer noch in der Pampa. Dann lief es auf einmal. Auf dem italienischen Land sind die Laute netter und zack zack haben uns die Autos mitgenommen. Nach Belluno (Auto Nr. 6) gings schnell, mit einem netten Italiener in seinem Baufahrzeug, von dort gings mit einem altgewordenen Hippiepärchen weiter Richtung Cortina ( Auto Nr 7). Ein junges italienisches Pärchen (Auto Nr 8), welches vor lauter Angst vor uns, eine Stunde lang schwieg und starr gerade aus schaute nahm uns dann mit nach Cortina. Dieser Ort war ein Erlebnis der Sonderklasse. Wir dachten wir wären in Kitzbühl gelandet. Wir waren hoch in den Bergen, Häuser im titoler Stil und Frauen mit mindestens 3 Hautstraffungen hinter sich, charakterisiern dort das Bild. Unser Verusch per Anhalter dort wegzukommen wurde schnell zum Spektakel und Menschen blieben stehen um uns eine Weile zuzuschauen und uns auszulachen. Eine nette Italienern (Auto Nr 9) auf dem Weg zum Schlagzeugtraining brachte uns dann endlich dort weg. 3 km weiter Standen wir dann wieder, mussten aber nicht lange warten. Ein Südtiroler (Auto Nr 10), der gerade vom Klettern kam packte uns ein und brachte uns an einen Ort vor Bruneck. Jetzt wurde alles nochmal etwas einfacher, da wir inzwischen in Süditol waren, was zwar noch Italien ist, wo aber Muttersprache Deutsch ist (oder sowas in der Art, man braucht schon ein spezielle Begabung um den Dialekt zu verstehen). Auto Nr 11 nahm uns dann mit in den Ort Bruneck. Von dort nahmens uns zwei Jungs (Auto Nr 12), auf dem Weg zu einer Party, mit bis zur Autobahn, die über den Brenner führt. Jetzt waren wir Österrecih schon ganz nah. Jetzt passierte das unglaublichste. Ilan (man erinnert sich an den Türken von Tag 1, und heute Auto Nr 13) hatte uns seine Telefonnummer dagelassen, da er jeden Tag nach Verona und zurück fährt. Da wir nach einem langen Umweg wieder auf der richtigen Route angelangt waren, haben wir den Versuch gewagt und ihn angerufen. Erste Antwort „Ihr seits mir ja zwei, ich bin doch schon lange aus Verona weg“. Als wir dann erklärten, dass wir schon weiter sind, und auf seiner Route stehen, sagte er, er sei in einer halben Stund da und sammelt uns ein. Ilan ist der Held des Tages. Da hat dieses sympatische LKW-Fahrer einen kleinen Schlenker eingebaut, hat uns eingesammelt und die letzen 1.5 Stunden bis nach Innsbruck mitgenommen. Dort haben wir seinen LKW abgestellt und er hat uns bis vor die Haustür gefahren. Es war kurz nach Mitternacht und wir waren DAAAAAA! Weder Julia noch ich hätten gedacht, dass wir es wirklich packen. Ich kann nur sagen: Danke Max. Du hast uns ein wunderbares Abenteuer verschafft. Wir haben viele Leute kennengelernt, sind an Grenzen gestoßen und haben wunderschönste Landschaften gesehen. Ich hab selten so wunderschöne Berge und Dörfer gesehen. All das wäre ohne den guten Max nicht passiert. Wie langweilig war doch der ursprüngliche Plan.
Sonntag führte mein Weg zurück nach Berlin. Auch der war nicht durchschnittlich. Denn Innsbruck hat sich nochmal von seiner besten Seite gezeigt. Bei 30 Grad hat es aus dem Nichts tennisballgroß gehagelt, Vögel sind tot vom Himmel gefallen und innerhalb von Sekunden war der Boden weiß. In Leipzig stieg dann auch noch Clueso samt Band in den Zug und setzten sich neben mich. Sie waren geraden auf dem Weg zu einem Gig nach Berlin. Das war doch mal nen schöner Abschluss.
arghhh Neid wird laut in meinem Kopf, grrr
ReplyDeleteschöne Tour freut mich echt für dich :)
LG