Friday, February 19, 2010

Geburtstag

Mittwoch 17.02 - Freitag 19.02

Heute war ein etwas anderer Arbeitstag, mit einer etwas anderen Geburtstagfeier. Pretoma hat heute nämlich 3 Jahre Resolution gegen „Shark Finning“, also das Abschneiden der Haiflossen, gefeiert. Vor 3 Jahre hat Pretoma eine Resolution beim oberste Gerichtshof bewirkt, die verbietet, dass illegale Haiprodukte an Privathäfen angeschifft werden. Die Resolution besteht, aber niemand unternimmt etwas, um sie in die Tat umzusetzen. Also wurde vor dem Gerichtshof,, mit einem riesen Haikuchen, gefeiert, um die Leute darauf aufmerksam zu machen, dass etwas passieren muss. Damit will die Firma auch erreichen, dass der Gerichtshof die Resolution endlich zu einem Gesetz macht. Am Tag vorher wurden Radiodurchsagen gemacht, dass sogar allerhand Menschen kamen. Sogar das Fersehen war anwesend. Nur leider war „Miss Teenager Costa Rica“ auch anwesend, keiner weiß wer die eingeladen hat, sodass sich das Fernsehen einzig ihr widmete und der eigentliche Sinn verloren ging. Aber naja, für Aufmerksamkeit hats gesorgt. Danach musste ich mit Jeffrey zur Polizei, da wir Fotos angucken sollten, um zu schauen, ob wir die Diebin wiedererkennen. Irgendwie hab ich mir sowas immer anders vorgestellt. Wir wurden separat vor einen Computer gesetzt. Ich musste dann ein paar Angaben zum Aussehen der Dame machen und daraufhin hat der PC ein Fotoalbum erstellt, mit allen, die in Frage kommen. NIE WIEDER!!! 2000 Bilder durfte ich mir daraufhin anschauen und nach 1000 ist der PC abgestürzt, woraufhin ich nochmal beginnen durfte. 2 Studen lang hab ich Bilder von Frauen angeschaut, die erschreckender nicht hätten sein können. Ein schlimmer als die andere. Und dann soll man versuchen jemanden wieder zuerkennen, der mit Sonnenbrille und Mütze vor einem stand. Zur Belohnung sind wir danach ins Kino gegangen und haben uns Avatar in 3D angeschaut. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie fantastisch dieser Film ist. Beeindruckende Bilder und eine Story, die einen wirklich berührt. Aber eindeutig nur ein Film für Leute mir viel Phantasie. Einfach großartig.

Donnerstag hab ich dann mal einen gewöhlichen Tag in einem Büro in San Jose mitgemacht. Es ging los mit „wieso haben wir eigetnlich kein Internet“. Eine Stunde lang haben wir an jedem Stecker gerüttelt und alles versucht. Keiner weiß, woran es lag, aber irgendein Stecker wird’s gewesen sein, denn irgendwann ging es wieder. Natürlich haben die Männer Kaffee getrunken und die Frauen versucht sich mit dem Problem auseinanderzusetzen.

Eine Stunde später ging es weiter, als der Strom kurz ausfiel. Da hat es uns direkt ein paar Steckdosen durchgeschmolzen und ich war heilfroh, dass mein Laptop es überlebt hat. Es hat sicher eine Stunde gedauert, bis wieder alles geregelt war.

Und am Freitag dann das gleiche Spiel nochmal. Nur diesmal war der Strom gleich richtig lange weg. Witzigerweise war der Auslöser, dass an dem Stromsystem in Tibas, also meinem Viertel, gebastelt wurde, weil den ständigen Ausfällen vorgebeugt werden sollte. Und während die so an den Leitungen bastelten, haben die ganz ausversehen, dass komplette System für ne halbe Stunde lahm gelegt.

Wir haben dann das Büro früher geschlossen und sind um 4 Uhr ein paar Bier trineken gegangen.

Und jetzt wartet erstmal etwas Schönes auf mich. Am Sonntag geht es nämlich für eine Woche nach Caletas an den Strand, wo ich ein Schildkrötenprojekt besuchen gehe. Das wird sicher eine spannende Woche, da es dort an dem Strand nichts, außer ein paar Zelten, gibt.

Geburtstag



Tuesday, February 16, 2010

Auf ein Neues

Unglaublich aber wahr. Die Jenny ist wieder in Costa Rica. Am 9. Februar ging der Flug aus dem verschneiten Berlin ins verregnete Costa Rica. Diesmal hat sogar alles richtig gut geklappt. Man hat mich fliegen lassen, da ich ja meine Ausreise nachweisen konnte und somit nicht die Gefahr bestand, dass ich ein 3 monatiges Touristenvisum überschreiten würde. Eine kleine Überraschung wartete nur auf mich, als ich mein Gepäck einchecken wollte und es hieß: Seit September muss man für jedes zweite Gepäckstück 50 Dollar bezahlen. Hätte man ja vielleicht auch mal irgendwo kommunizieren können. In einem ungewöhnlich kleinen Flieger ging es dann innerhalb von 9.5 Stunden über den Atlantik nach New York. Dort kam die zweite kleine Überraschung: der Flieger nach Costa Rica war überbucht und man bot mir an, mich 2 Tage in einem Hotel in New York zu stationieren. Leider konnte ich nicht annehmen, da ich ja in Costa Rica auch ein Hotel reserviert hatte und ich ja auch vom Flughafen abgeholt werden sollte. Also ging es doch an Bord. Und 20 Stunden nach meinem Abflug bin ich in Costa Rica gelandet, wo es 21:30 Uhr abends war. Dort wartete doch tatsächlich sogar ein Jeffrey auf mich. Dann ging es auf Hotelsuche und es hat sich gezeigt, dass auch nicht jeder Costa Ricaner weiß, wo es bei „200 Meter nördlich von der Bank von Costa Rica beim Paseo Colon“ hingeht. Die einzigen die in Costa Rica wirklich wissen, wo es langgeht, sind die Taxifahrer, die erstaunlicherweise mit jeder noch so absurden Adressbeschreibung etwas anfangen können. Als das Hostel dann irgendwann gefunden war ging es auf Parkplatzsuche. Denn das letzte, was man in Costa Rica machen will, ist sein Auto unbewacht auf der Straße lassen. Die Entscheidung viel auf den Parkplatz eines Casinos. Das hieß allerdings auch, dass wir noch eben ins Casino gehen mussten. Casino heißt in dem Fall, ein jeder der nicht besoffen ist darf eintreten, auch mit Sandalen und Badehose, da sowieso nur Spielautomaten rumstehen. Irgendwie haben wir es geschafft sogar 10 Dollar Gewinn zu machen. Und dann ging es endlich ins Bett. Die Bettruhe sollte aber nicht lang weilen, da es ab 6 Uhr so laut wurde und es sich anfühlte, als seien wir im falschen Film. Ich weiß nicht, wie oft ich an diesem Morgen den Namen Maria gehört habe. Dies war, wie sich nachher herausstellte, die Putzfrau. Bis 8:30 Uhr hab ich mich von einer Seite auf die andere gedreht und mich dann damit abgefunden, dass die Nacht wohl vorbei war. Aber draußen schien die Sonne und es waren 30 Grad, also konnte man das ganz gut verkraften.

Los gings Richtung Tibás, meiner neuen Wahlheimat. Nach ganzen 10 Minuten auf der Straße kam das große Übel: ein Reifen ist geplatzt. Gut, dass das kurz vor einer Tankstelle passiert ist und Jeffrey firm im Reifenwechseln ist. Eine hilfsbereite Frau war auch direkt zur Stelle und wusste gute Tipps zu geben. Irgendwann bin ich los, um Getränke zu holen. Als ich wiederkam war Jeffrey immer noch am Rütteln, da der Reifen nicht ab wollte. Die gute Frau wusste: Mit Cola geht das. Also bin ich los, um nach Cola zu fragen. Als ich wiederkam, da war die Gutste weg. 5 Minuten später stellten wir fest: Jeffreys Tasche auch. Das war so ein nierderschmätterndes Erlebnis. Hier darf man wirklich niemandem trauen. Ich meine, ich kann von Glück reden, dass die anscheinenden meinen Computer übersehen hat, aber Jeffrey war alles los: Bankkarten, Papiere, Führerschein, Geld, Klamotten und mein teures Abschiedsgeschenk, welches ich ihm damals dagelassen hatte.

Nachdem der Reifen gewechselt war, sind wir dann trotzdem erstmal zu Pretoma, der Firma, wo ich nun meine Bachelorarbeit schreibe, und ich durfte meine Koffer in dem Haus abstellen, wo einige der Mitarbeiter wohnen. Danach ging es auf Wohnungssuche. Schnell hab ich beschlossen, dass ich viel lieber da wohnen will, wo ich gerade meine Sachen abgestellt hatte. Da noch ein Zimmer frei war, waren auch alle einverstanden. Als das geregelt war, haben Jeffrey und ich den ganzen Tag auf irgendwelchen Ämtern verbracht, um direkt neue Papiere anzufordern und eine Anzeige aufzugeben. Das war ein Start ins neue Leben, der sicher nicht so schnell vergessen wird. Dann haben wir spontan beschlossen, dass wir abends noch zurück nach La Fortuna fahren. Gesagt, getan; und so sind wir dann gegen 11 in dem mir so bekannten La Fortuna eingetrudelt.

Am Donnerstag hat es uns dann schon um 8 aus den Federn geholt. Oh nein wartet, Jeffrey hat es um 8 aus den Federn geholt. Und da dem Herren langweilig war und der Fernseher kaputt ist, wurde ich dann freundlicherweise direkt wach gemacht. Dann haben wir ein leckeres Gallo Pinto gefrühstückt. Dann wurden neue Schlüssel besorgt, die alten waren ja gestohlen und auf der Bank eine neue Karte beantragt. Dann gabs de Runde Mittagsschlaf. Und dann ist etwas Unglaubliches passiert. Da der heilige Fernseher kaputt war, haben wir 1.5 Stunden Yoga gemacht (Jeffrey ist angehender Yogalehrer, oder so, keine Ahnung). Und dann war es auch schon wieder Zeit zu schlafen. Es ist wirklich unglaublich, was 100% Luftfeuchtigkeit und 30 Grad mit einem machen. Ich glaube nun zu wissen, wie sich ein Faultier fühlt und warum es toll ist, 23 Stunden am Tag zu schlafen.

Gallo Pinto

La Fortuna

Am Freitag hat Jeffrey morgens das Mietauto zurück gebracht. Dort hat man den geplatzten Reifen aufgepumpt und festgestellt, dass der Platten durch einen seitlichen Einstich mit einem Messer verursacht wurde. Jetzt hat die ganze Geschichte auch Sinn gemacht. Jeffrey musste heute arbeiten und ich bin ein wenig durch La Fortuna geschlendert. Es war so eigenartig, dass dies jetzt nicht mehr mein Zuhause sein sollte und ich hier nur Besucher war. Aber da La Fortuna ein Dorf ist, hab ich gleich viele alte Bekannte wieder getroffen.

Samstag war dann ein wirklich schöner Tag. Jeffrey hat mir einen Freipass für Tabacon besorgt, wo er immer noch als Schamane im Temazcal arbeitet (http://de.wikipedia.org/wiki/Temazcal). Ich durfte wieder eine Temazcal Zeremonie mitmachen. Wie verrückt muss man sein, um sich bei 30 Grad einer einstündigen Extremsauna auszusetzen? Das war mal wieder eine Erfahrung für sich. Danach sind wir noch kurz in die heißen Quellen gehopst und dann ging es nach Hause. Abends haben wir dann endlich mal bei Caro vorbeigeschaut. Caro ist die, bei der ich früher gewohnt habe. Sie hatte schon über drei Ecken gehört, dass ich komme und hatte alle möglichen Leute eingeladen. Aus der Überraschung für sie ist also eine Überraschung für mich geworden. Ich hab mich total gefreut so viele alte Freunde wieder zu sehen und so hatten wir einen wirklich netten Abend. Lucas, ihr Sohn, hat sich auch total gefreut und ist extra wach geblieben.

Mein Zimmer ist sogar immer noch frei und in dem Zimmer von Kati, meiner damaligen Mitbewohnerin aus den USA, wohnt jetzt eine neue Volontärin, die auch aus den Staaten ist, in der Schule arbeitet, auch Kati heißt und nach einem Monat schon mit den Nerven am Ende ist und überlegt, ob sie alles hinwirft. Die Kinder haben es geschafft, sie innerhalb von einem Monat an den Rande des Wahnsinns zu treiben. Ich erinnere mich da an Geschichten von meiner damaligen Mitbewohnerin, von Kindern, die einfach aufstehen, um andere Kinder zu hauen und, bei denen keine Bestrafung wirkt, von Situation, wo es 45 Minuten gedauert hat, bis 20 Kinder einen Kreis gebildet haben und Momenten, wo Kinder etwas von der Tafel abschreiben sollten und begonnen, jeden Buchstaben in einer anderen Farbe zu schreiben. Das Gleiche dürfte sie wohl auch gerade durch machen.

La Fortuna


Am Sonntag war meine Abreise aus La Fortuna. Am Morgen erwartete mich schon der erste Schock. Ich brauchte Geld für den Bus, allerdings war der einzige Automat, an welchem ich Geld holen kann, leer. Panisch bin ich zu Caro, die mir vertrauensvoll ihre Geldkarte gab und mich losschickte mit den Worten „ Schau, ob was drauf ist, und wenn ja, dann hol alles, was du kriegen kannst“. Also bin ich los zu ihrer Bank. Hier konnte ich früher nie Geld holen, dachte aber, ich probier es doch erstmal mit meiner Karte. Und tadddahhh, ich kam an mein Geld. Caro war so lieb und hat sogar noch schnell ein Gallo Pinto für mich gezaubert und dann bin ich losgerannt, um den Bus in die Hauptstadt, nach San José noch zu bekommen. Der war heute so gerammelt voll, wie noch nie. Zum Glück hatte ich nen Sitzplatz und konnte schlafen und habe so sämtliche Hintern, die mir im Gesicht hingen, ignoriert. Die 150 km nach San José haben heute 4.5 Stunden gedauert und ich bekam schon Angst, dass ich im Dunkel ankommen würde. Denn leider ist die Haltestelle von diesem Bus in einem recht gefährlichen Viertel der Hauptstadt. Dort hab ich mir schnell ein Taxi geschnappt und mich nach Tibás fahren lassen. Der Taxifahrer war so nett mich über die 3 größten Probleme von Tibás aufzuklären:
1) Die Straßen sind sehr schlecht
2) Oft fährt die Müllabfuhr nicht, da die Straßen so schlecht sind
3) Leon 13, ein Distrikt von Tibas, ist die zweitgefährlichste Gegend Costa Ricas
Da bin ich ja mal gespannt, was die nächsten 4 Monate so mit sich bringen.

Einmal angekommen, habe ich meine Koffer ausgepackt, oder eher umgepackt, da sich in meinem Zimmer kein Kleiderschrank befindet und ich die nächsten Monate wohl aus dem Koffer lebe.
Zu meinem neuen Heim:
Ich wohne mit drei weiteren Leuten, die alle in Pretoma arbeiten. Sandra, aus Spanien, die aber selten da ist, da sie immer an den Stränden für Pretoma unterwegs ist, Miguel, auch ein Spanier und Allen, einer Costa Ricaner. Weitere Mitbewohner sind Negra, eine 6 Monate alte Hündin, die von der Straße kommt und nun ein glückliches Leben in unserem Vorgarten führt und uns laut vor jedem warnt, der es wagt vor unserem Haus vorbei zu gehen und Mafalda, ein Weimaranerwelpe, der in unserem Garten wohnt und manchmal auch bei Negra im Vorgarten. Ansonsten ist das Haus recht schmuddelig, was bei mir einiger Gewöhnung bedarf. Das Beste war die erste Dusche. Bei uns bekommt man nämlich, wenn man den Duschhahn aufdreht einen ordentlichen Stromschlag. Beim Zudrehen übrigens auch. Über diverse Handtuch und Plastiktüten Techniken zur Vorbeugung, wurde ich erst im Nachhinein aufgeklärt.